— 74
es zwischen Mittelmeer und Ozean vermittelt. — Marseille (spr. Marßäj,
400 T.), östlich von der Rhonemündung, ist die größte Seestadt
Frankreichs und Südeuropas überhaupt. Die Stadt ist ein Ausgangs-
pnnkt Dieter Dampferlinien (nach Algier, Ägypten, Süd- und Ostasien) und
der Mittelpunkt der Ölindustrie. — Tonlon (spr. Tnlong) ist der
wichtigste Kriegshafen am Mittelmeere. — 1li))a (90 T.) ist wegen seines
milden Klimas ein wichtiger Kurort. Es wird die „Blumenstadt" genannt,
weil es hier keinen Monat im Jahre giebt, der in Gärten und auf freiem
Felde des Blütenschmuckes völlig ermangelte. — Das östlich von Nizza ge-
legene Monaco (spr. Monako) ist ein selbständiges Fürstentum.
Städte i n O st s r a n k r e i ch: itauci) ist die Hauptstadt vou Lothringen
und eine der schönsten Städte Frankreichs. — 53 et fort (spr. Belsor) ist
eine starke Festung. — Reims (spr. Rängs, 110 T.) und Epernay (spr.
Epernä) sind Hauptorte für C h a m p a g n e r f a b r i k a t i o n. In Reims
wurde der Frankenkönig Chlodwig getauft, und der darüber erfreute Papst
uauute ihn daraus den „erstgebornen Sohn der Kirche und den allerchrist-
lichsten Köllig", welche Titel auch aus seine Nachfolger übergingen. — Bei
Chalons (spr. Schalong) an der Marne fand 45 t eine große Hunnenschlacht
statt. — Sedan an der Maas fabriziert schöne schwarze Tücher. Hier geriet
1870 nach der Schlacht bei Sedan Napoleon Iii. als Gefangener in die
Hände der Deutschen. — iurduu (spr. Werdöug) an der Maas ist starke
Festung. Durch den Vertrag von Verdim wurde das große Frankenreich
geteilt und so das Jahr 843 das „Geburtsjahr des Deutschen Reiches".
Städte in M i t t e l s r a n k r e i ch: Orleans (60 T.), am nördlichsten
Punkte der Loire, ist ein Hauptsitz für Woll- und Baumwollenindustrie und
der Schlüffel zu Südfrankreich. Hier steht das Standbild der Jung-
sran vou Orleans, welche die Stadt 1429 von englischer Belagerung
befreite. — Lyon (420 T.) am Zusammenflusse der Rhone und Saoue ist
die zweitgrößte Stadt Frankreichs und der erste Seiden-
markt Europas. In den Seidenfabriken werden über 100 T. Menschen
beschäftigt.
Zu Frankreich gehört noch die Insel korl'cka. Sie ist gebirgig und
rauh. Die Bewohner (Korsen) sind roh und rachsüchtig, tapfer und freiheits-
liebend, sprechen aber italienisch. In der Hauptstadt Ä.jaccio (spr. Ajatscho)
wurde 1769 Napoleon I. als Sohn eines Advokaten geboren.
Frankreich hat auch in den übrigen 4 Erdteilen Besitzungen. Die-
selben sind namentlich bedeutend in Asrika (Algerien) und Asien (Tonking).
2. Das britische Reich.
1. Name, Teile, Lage, Grenzen und Größe. Das Britische Reich heißt
auch Großbritannien und Irland und wird im gewöhnlichen Leben oft bloß
„England" genannt. Im Altertum hieß es Britannia und später Albion,
und diesen letzteren Namen führt das Land oft noch in der poetischen Sprache.
— Das Britische Reich bildet den Nordwesten Europas und ist der
einzige Inselstaat dieses Erdteils, mit dem auf der ganzen Erde nur
das Jnfelreich Japan verglichen werden kann. Es besteht aus den beiden
großen Inseln Großbritannien und Irland, den 3 Inselgruppen
Hebriden, Orkney- (spr. Orkni) und Shetland- (spr. Schetländ-)
Inseln und 3 kleinen vereinzelten Inseln Wight (spr. Ueit, d. h. Wald-
TM Hauptwörter (50): [T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Extrahierte Personennamen: Dieter_Dampferlinien Chlodwig Napoleon Napoleon_I. Britannia
Extrahierte Ortsnamen: Marseille Frankreichs Algier Ostasien Nizza Monaco Lothringen Frankreichs Reims Reims Sedan Sedan Lyon Frankreichs Europas Frankreich Frankreich Asrika Algerien Asien Irland Altertum Europas Japan Irland
— 50 —
trägt Eichengebüsch (sogen. Lohhecken), welches Rinde zur Gerberei liefert. —
Die Bewohner sind größtenteils Deutsche, nur au der belgischen und
holländischen Grenze wohnen Flamen und Wallonen. Die Hanptbe-
schästiguug ist Ackerbau, Weinbau und Viehzucht, Bergbau und Industrie.
Die Rheinprovinz ist die industriereichste Provinz Preußens; namentlich
blüht die Leinen- und Metallindustrie (Messing, Eisen, Stahl). Steinkohlen
sind in so großer Menge vorhanden (an der Ruhr, bei Saarbrücken und
Aachen), daß der Kohlenreichtum der Rheinprovinz einer der größten in ganz
Deutschland ist. — Das Rheinland zerfällt in die 5 Regierungsbezirke Köln,
Düsseldorf, Koblenz, Aachen und Trier. Der Regierungsbezirk Düsseldorf ist
nicht nur die bevölkertste Gegend der Rheinprovinz, sondern des ganzen
preußischen Staates.
Köln (s. S. 24). — Loittl (s. S. 24). — Koblenz (s. S. 24). —
Düsseldorf (s. S. 25). — Knljrort besitzt den Hauptausfuhrhafen für die
Steinkohlen des Ruhrgebietes, in welcher Beziehung es das gewerbreiche
Duisburg fdühsbnrg^ überflügelt hat. — Essen (s. S. 27). — Elberfeld
und Lärmen (s. S. 27). — Wesel (s. S. 25). — Solingen und Nemscheid
sind Hauptsitze der rheiuläudischeu Eisen- und Stahlwarenindustrie. — Kre-
feld (108 T.) ist eine der gewerblichsten Städte Deutschlands und der Haupt-
sitz der deutschen Samt- und Seidenindustrie, heißt deshalb auch das „deutsche
Lyon". — dachen (13 0 T.) war die Residenz und der Lieblingssitz Karls
d. Gr., auch beinahe 800 Jahre die Krönungsstadt der deutschen Kaiser
(„Kaiserstadt"). In dem Dome liegt Karl d. Gr. begraben. Aachen hat
berühmte Schwefelquellen und viele Tuchfabriken. — Trier (f. S. 27). —
Saarbrücken an der Saar hat in feiner Umgebung große Steinkohlenlager.
In der Nähe liegen die Spicherer Höhen, wo im Kriege 1870/71 der
erste Kampf zwischen Deutschen und Franzosen stattfand. Saarbrücken ist
die einzige deutsche Stadt, welche die Frauzoseu 1870 einnahmen, aber bald
wieder räumen mußteu.
Zu der Rheinprovinz gehören noch die Hohenmernschen Sande, welche
seit 1849 Preußen einverleibt sind. Sie bilden den Regierungsbezirk Sig-
maringen und sind von Württemberg und Baden eingeschlossen. Die Haupt-
stadt ist Sigmaringen mit einem malerisch gelegenen Schloß, das von
der Donau bespült wird. Auf dem Berge Höh euz ollern liegt die prächtig
wieder hergestellte Stammburg des preußischen Fürstengeschlechtes.
2. Das Königreich Bayern.
(1380 ^Meilen oder 76 000 qkm und 58/i0 Mill. Einw.)
Bayern ist der größte süddeutsche und der zweitgrößte deutsche Staat.
Es ist doppelt so groß als die Provinz Ostpreußen und % so groß als ganz
Preußen. Es besteht aus 2 Teilen, einem östlichen, größeren und einem west-
lichen, kleineren; letzterer heißt die Rheinpfalz oder Rheinbayern und
ist vom Hauptlande durch das Königreich Württemberg und die Großherzog-
tümer Baden und Hessen getrennt. Das Hauptland liegt zu beiden Seiten
der Donau und des Mains und ist im 0. und 8. von Osterreich, im W.
von Württemberg, Badeu und Hessen, im N. von Hessen, den thüringischen
Staaten und dem Königreich Sachsen begrenzt. Die Rheinpfalz liegt am
linken Rheinufer und ist begrenzt von Hesfen, Baden, Elfaß und der Rhein-
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl_d Karl W.
von_Württemberg
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
— 400
230. Kaiser Konrad Iii. und die Weiber von Weinsberg.
Als Konrad Iii. als Kaiser über Deutschland herrschte,
empörte sich der stolze Herzog von Bayern gegen ihn. Doch der
Kaiser siegte in der Schlacht bei dem Städtchen Weinsberg im
heutigen Königreich Württemberg. Nun konnte sich die kleine Feste
nicht länger halten. Konrad. über ihren hartnäckigen Widerstand
ergrimmt, hatte gelobt, die schwerste Strafe über die Einwohner
zu verhängen. Da kamen Frauen aus der Stadt zu ihm ins
Lager und baten demütig um Gnade. „Mit Weibern führe ich
keinen Krieg." sprach der Kaiser: „sie mögen frei abziehen und
von dem, was ihnen am liebsten ist. so viel mitnehmen, als ihre
Schultern tragen können." Darauf öffneten sich am andern
Morgen die Tore. und es erschien ein seltsamer Aufzug. In langer
Reihe kamen die Weiber aus der Stadt, jede ihren Mann auf dem
Rücken. Konrad lachte über die Klugheit der Frauen, und als
seine Räte meinten, dies sei Betrug, und der Vertrag dürfe ihnen
nicht gehalten werden, erwiderte er: „Ein Kaiserwort soll man
nicht drehen und deuteln." und er schenkte um der treuen Weiber
willen auch den Männern Leben und Freiheit. Jakob A„drä.
231. Wie eine deutsche Fürstin ihre Antertanen zu
schützen wußte.
Als Kaiser Karl V. im Jahre 1547 nach der Schlacht bei
Mühlberg auf seinem Zuge nach Franken und Schwaben auch
durch Thüringen kam. wirkte die verwitwete Gräfin Katha-
rina von Schwarzburg. eine geborne Fürstin von Henne-
berg. die schriftliche Zusicherung bei ihm aus, daß ihre Untertanen
von der durchziehenden spanischen Armee nichts zu leiden haben
sollten. Dagegen verband sie sich, Brot. Bier und andre Lebens-
mittel gegen billige Bezahlung aus Rudolstadt an die Saalebrücke
schaffen zu lassen, um die spanischen Truppen, die dort übersetzen
würden, zu versorgen. Doch gebrauchte sie dabei die Vorsicht, die
Brücke, die dicht bei der Stadt war, in der Geschwindigkeit ab-
brechen und in einer größern Entfernung über das Wasser schlagen
zu lassen, damit die allzu große Nähe der Stadt ihre raublustigen
Gäste nicht in Versuchung führe. Zugleich wurde den Einwohnern
aller Ortschaften, durch die der Zug ging. vergönnt, ihre besten
Habseligkeiten auf das Rudolstädter Schloß zu flüchten.
Mittlerweile näherte sich der spanische General, von Herzog
Heinrich von Vraunschweig und dessen Söhnen begleitet, der
Stadt und bat sich durch einen Boten, den er voranschickte, bei der
Gräfin von Schwarzburg auf ein Morgenbrot zu Gaste. Eine
so bescheidene Bitte, an der Spitze eines Kriegsheeres getan, konnte
nicht wohl abgeschlagen werden. Man würde geben, was das
Haus vermöchte, war die Antwort; Se. Exzellenz möchten kommen
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm]]
Extrahierte Personennamen: Konrad_Iii Konrad Konrad_Iii Konrad Konrad Konrad Konrad Jakob_A„drä Karl_V. Karl_V. rina_von_Schwarzburg Heinrich_von_Vraunschweig Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Weinsberg Deutschland Städtchen_Weinsberg Königreich_Württemberg Mühlberg Schwaben Rudolstadt Schwarzburg
117
auf beiden Ufern breitet, sammelte
der Andrang sich. Die Mauern einer Stadt
vermochten nicht das deutsche Volk zu fassen.
Am rechten Ufer spannten ihr Gezelt
die Sachsen samt der slawschen Nachbarschaft,
die Bayern, die Ostfranken und die Schwaben;
am linken lagerten die Rheinschen Franken,
die Ober- und die Nieder-Lothringer.
So war das Mark von Deutschland hier gedrängt
und mitten in dem Lager jedes Volks
erhub sich stolz das herzogliche Zelt.
Da war ein Grüßen und ein Händeschlag,
ein Austausch, ein lebendiger Verkehr!
Und jeder Stamm verschieden an Gesicht,
an Wuchs und Haltung, Mundart, Sitte, Tracht,
an Pferden, Rüstung, Waffenfertigkeit,
und alle doch ein großes Brüdervolk,
zu gleichem Zwecke festlich hier vereint!
Was jeder im besondern erst beriet
im hüllenden Gezelt und im Gebüsch
der Inselbuchten, mählich war's gereift
zum allgemeinen offenen Beschluß.
Aus vielen wurden wenige gewählt,
und aus den wenigen erkor man zween,
all' beide Franken, fürstlichen Geschlechts,
erzeugt von Brüdern, Namensbrüder selbst,
Uunrade, längst mit gleichem Ruhm genannt.
Da standen nun auf eines Hügels Saum,
im Ureis der Fürsten, sichtbar allem Volk,
die beiden Männer, die aus freier Wahl
das deutsche Volk des Thrones wert erkannt
vor allen, die der deutsche Boden nährt,
von allen Würdigen die Würdigsten,
und so einander selbst an Würde gleich,
daß fürder nicht die Wahl zu schreiten schien,
und daß die Wage ruht im Gleichgewicht.
Da standen sie, das hohe Haupt geneigt,
den Blick gesenkt, die Wange schamerglüht,
von stolzer Demut überwältiget.
Ein königlicher Anblick war's, ob dem
die Träne rollt' in manches Mannes Bart.
Und wie nun harrend all die Menge stand
und sich des Volkes Brausen so gelegt,
daß man des Rheines stillen Zug vernahm,
denn niemand wagt' es, diesen oder den
zu küren mit dem hellen Ruf der Wahl,
um nicht am andern Unrecht zu begehn,
noch aufzuregen Eifersucht und Zwist,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Schwaben Rheinschen Deutschland
116
Der Wahlort war nicht fest bestimmt, sollte aber stets auf
fränkischem Boden liegen, schließlich wurde Frankfurt a. M. stets
Wahlort, und in Aachen wurde die Krönung vollzogen.
Bei der Wahlhandlung muhten alle Fürsten, Grafen, Ritter
den Namen des zu Wählenden laut ausrufen. Im Laufe der
Zeit erhielten jedoch sieben Fürsten das Vorrecht, zuerst ihre
Stimme abzugeben, als „die ersten an des Reiches Kur". Schließlich
einigte man sich dahin, daß nur diese sieben Fürsten den Kaiser
zu wählen oder zu küren hätten, daher der Name „Kurfürsten".
Es waren drei geistliche und vier weltliche. In der Goldenen
Bulle 1356 wurde dieser Brauch zum Gesetz erhoben. Es waren
die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Pfalzgraf vom
Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg
und der König von Böhmen.
Diese Wahleinrichtung trug den Keim der Schwächung
unseres Reiches in sich. Die Erblichkeit der Monarchie ist dem
Vaterlande viel zuträglicher und dient der ruhigen Entwicklung
viel besser.
55. Die Kaiserwahl.
Der fromme Kaiser Heinrich war gestorben,
des sächsischen Geschlechtes letzter Zweig,
das glorreich ein Jahrhundert lang geherrscht.
Als nun die Botschaft in das Reich erging,
da fuhr ein reger Geist in alles Volk,
ein neu Weltalter schien heraufzuziehen;
da lebte jeder längst entschlaf'ne Wunsch
und jede längst erlosch'ne Hoffnung auf.
Kein Wunder jetzo, wenn ein deutscher Mann,
dem sonst so Hohes nie zu Hirne stieg,
sich heimlich forschend mit den Blicken matz.
Kann's doch nach deutschem Rechte wohl geschehn,
datz, wer dem Kaiser heut den Bügel hält,
sich morgen selber in den Sattel schwingt.
Jetzt dachten unsre freien Männer nicht
an Hub- und Haingericht und Markgedingi)
wo man um Esch^) und Holzteil Sprache hält.
Nein, stattlich ausgerüstet zogen sie
aus allen Gauen einzeln und geschart,
ins Maienfeldch hinab zur Kaiserwahl.
Am schönen Rheinstrom zwischen Worms und Mainz,
wo unabsehbar sich die ebne Flur
i) Hub ^ Hufe (Feld). Hain ^ Wald. Mark ^Grenze. Gedinge-Vertrag.
Der Esch — (der angebaute Teil der Gemeindeflur) die Eemeindeflur,
das angebaute Feld.
3) Die alten Maiversammlungen der Deutschen fanden auf großen und freien
Auen in der Nähe eines Flusses statt. Jene bei Kamp, Oppenheim gegenüber.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
118
da sah mein plötzlich, wie die beiden Herrn
einander herzlich faßten bei der Hand
und sich begegneten im Bruderkuß;
da ward es klar, sie hegten keinen Neid,
und jeder stand dem andern gern zurück.
Der Erzbischof von Mainz erhub sich jetzt:
„Weil doch," so rief er, „einer es muß sein,
so sei's der Ältere." Freudig stimmten bei
gesamte Fürsten und am freudigsten
der jüngre Kunrad; donnergleich erscholl,
oft wiederholt, des Volkes Beifallsruf.
Als der Gewählte drauf sich niederließ,
ergriff er seines edlen Vetters Hand
und zog ihn zu sich auf den Königssitz.
Und in den Ring der Fürsten trat sofort
die fromme Kaiserwitwe Kunigund;
glückwünschend reichte sie dem neuen Könige
die treu bewahrten Reichskleinode dar.
Zum Festzug aber scharten sich die Reih'n,
voran der König, folgend mit Gesang
die Geistlichen und die Laien. So viel Preis
erscholl zum Himmel nie an einem Tag; .
wär' Kaiser Karl gestiegen aus der Gruft,
nicht freudiger hätt' ihn die Welt begrüßt.
So wallten sie den Strom entlang nach Mainz,
woselbst der König im erhab'nen Dom
der Salbung heil'ge Weihe nun empfing.
Wen seines Volkes Ruf so hoch gestellt,
dem fehle nicht die Kräftigung von Gott!
Und als er wieder aus dem Tempel trat,
erschien er herrlicher als kaum zuvor,
und seine Schulter ragt' ob allem Volk.
(Uhlaud.)
56. Kaiser und Reich im 18. Jahrhundert.
Für die Verfassung des alten Deutschen Reiches hatte der
Westfälische Friede auf lange Zeit hin die Entscheidung gegeben.
Es war fortan nicht mehr zweifelhaft, daß das Band einer festen
Staatseinheit zerrissen war und nur noch ein loser Bund die
deutschen Lande zusammenhielt. Man bewahrte zwar noch
die überlieferten Bezeichnungen von „Kaiser und Reich", aber sie
hatten ihre alte Bedeutung längst verloren. Das Oberhaupt
führte noch den Titel eines „römischen Kaisers", eines „Mehrers
des Reichs" und eines „Herrn der Christenheit" und wurde bei
seiner Wahl mit den Gewändern, der Krone und dem Schwerte
angetan, die nach dem allgemeinen Glauben einst Karl der Große
getragen hatte; allein dieser äußere Prunk und Schein war auch
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl_der_Große Karl
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
424
Xiii. Vaterland und Volkstum.
9. die alten toten Streiter
von Düppel und vom Sund,
aus Böhmens Schlachtgefilden,
aus Frankreich und Burgund.
10. Nun wird ein tiefes Jauchzen
durch all die Scharen gehn:
„Wir sollen unsern Feldherrn
und König wiederfeh'n!
11. Er hatte zu vollbringen
so viel auf Erden noch;
drum blieb so lang' er ferne,
heut' endlich kommt er doch.
12. Nun wird er bei uns bleiben
in alle Ewigkeit;
nun wird er es erfahren:
In Freude und in Leid,
13. auf Erden und im Himmel,
wohin der König geht,
geschart um Deutschlands König
die deutsche Treue steht."
14. Ihr Männer und ihr Knaben,
heran, die Stunde ruft!
Kniet nieder, legt die Hände
auf eures Kaisers Gruft!
15. Hier liegt viel mehr als Ehre
begraben und als Ruhm,
hier liegt begraben Deutschlands
heiligstes Heiligtum.
16. Du Herr, du Held, du Kaiser,
entschlaf'ne Majestät,
vernimm den Schwur, der brausend
aus Deutschland aufersteht:
17. „Dein Tagewerk, dein großes,
soll nicht verloren sein;
wir wollen, was wir haben,
und was wir sind, ihm weih'n!
18. Deutschland soll nicht zerfallen,
lebendig soll's nach dir
die Weltenbahnen schreiten,
das schwören, schwören wir!"
19. Und wenn die Trommeln rufen
die Männer zum Gewehr,
dann geht der alte Kaiser
lebendig vor uns her.
20. Dann rauscht in unsern Fahnen
sein Geist zu uns und spricht:
„Mein Deutschland, ich bin bei dir,
sei stark und fürchte nicht!
21. Wir teilten jede Fre»de„
wir teilten jede Not; 4
so große, tiefe Liebe
ist stärker als der Tod.
22. Solang vom Berg zum Meere
durch Deutschland fließt der Rhein,
wird mit dem deutschen Volke
sein Kaiser Wilhelm sein."
Ernst v. Wildenbruch.
251. Kaiser Friedrichs Iii. letzte Fahrt.
„Ich sähe wohl gern (er sprach es
stumm)
uoch einmal die Plätze hier herum.
An: liebsten auf Alt-Geltow zu, —
und ihr kommt mit, die Kinder und du."
Das Dorf, es lag im Sonnenschein;
in die stille Kirche tritt er ein,
die Wände weiß, die Fenster blank,
zu beiden Seiten nur Bank an Bank;
und auf der letzter: — er blickt empor
auf Orgel und auf Orgelchor
und wendet sich und spricht: „Wie gern
vernähm' ich noch einmal: Lobe den
Herrn.
Den Lehrer im Feld, ich mag ihn nicht
stören;
Vikyl) laß du das Lied mich hören!"
llud durch die Kirche, klein und kahl,
als sprächen die Himmel, ertönt der
Choral,
und >vie die Töne sein Herz bewegen,
eine Lichtgestalt tritt ihm entgegen,
0 Viktoria.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose]]
Extrahierte Personennamen: Wilhelm Ernst Friedrichs Viktoria
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Burgund Deutschlands Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Rhein Friedrichs Alt-Geltow
Hrsg.: Polack, Friedrich, Stier, K., Krämer, J. B., Schreiber, B., Rockstroh, J.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Berufsbildung
Geschlecht (WdK): Jungen
392
Xiii. Vaterland und Volkstum.
und Jauchzen mischt sich mit dem Knallen der Flinten und dem
Läuten der Glocken. — „Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsere
Reben, gesegnet sei der Rhein."
Im Angesichte des Rheingaues, zu Ingelheim am linken
Rheinufer südöstlich von Johannisberg, erbaute Karl der Große
sich einen mächtigen Residenzpalast. Auch ihm mochte es die herrliche
Landschaft angetan haben. In Ingelheim wurden viele Reichstage
abgehalten. Von hier aus wurde auch der Zug gegen die Sachsen
und Sorben unternommen. — Karl der Große sorgte auch für Ein-
führung neuer Reben und hob den damals fast bedeutungslosen Wein-
bau auf eine hohe Stufe. Der mächtige Palast, in dem später hin
und wieder auch andere Kaiser residierten, wurde, nachdem er schon
im dreißigjährigen Krieg stark gelitten hatte, 1689 von den Scharen
Ludwigs Xiv. zerstört. Nach Joh. Meyers „Lesebuch der Erdkunde".
245 (265). Der Thüringer Wald.
1. Lage und Beschaffenheit. Wie der Teutoburger Wald
als ein langer Arm in das Tiefland Norddeutschlands, so greift der
Thüringer Wald in gleicher Richtung und gleicher Weise in das mittel-
deutsche Bergland aus. Er erstreckt sich vom Fichtelgebirge bis zum
Werraknie und bildet die Grenze zwischen Thüringen und Franken.
Am Süd-, genauer Südwestabhang sagt man: „Drinnen in Thüringen,"
am Nord- oder Nordostabhang: „Draußen in Franken". Mit seinem
breiten Fuß und seinen weiten Ausläufern füllt er fast das ganze
politische Thüringen. Das Bayern (Franken) angehörige Stück heißt
Frnnkenwald. Derselbe ist mehr hochflächenförmig, während der
eigentliche Thüringerwald ein stark ausgeprägtes Kammgebirge bildet. —
Kein anderes deutsches Gebirge ist geologisch so bunt zusammen-
gesetzt wie er, eine wahre Musterkarte von Erdbildungsformen. Über-
wiegend vertreten sind Granit, Schiefer, Rotliegendes und Zechstein.
Dazu kommen vielfach Porphyrberge, ein Beweis, daß das Gebirge
in altzeitlichen Perioden wiederholt von Glutmassen des Innern durch-
brochen wurde.
Der ganze Rücken hält sich fast ununterbrochen in der 700 m-
Schicht; nur an drei Stellen ragt er in die 800 m-Schicht hinein.
In der mittleren dieser drei Erhebungen liegt die höchste Spitze, der
Beerberg, 980 m. Nördlich von ihm erhebt sich der Jnselberg,
910 m, südlich im Frankenwald der Wetzstein. Die letzten gegen
die Werra auslaufenden Bergrücken gehen unter 300 in herab.
2. Die Wartburg. Auf einem Bergrücken südwestlich von
Eisenach steht die herrliche Wartburg, jene allbekannte Feste, welche
Friedrich der Weise für Luther als Zufluchtsort bestimmte.
Dem herrlichen Rundblick, den der Berg bietet, verdankt er seine
Burg. Als nämlich einst Graf Ludwig der Springer bei einem
Jagdzug auf diesen Berg gelangte, rief er, erfreut durch die schöne
Aussicht: „Wart' Berg, du sollst mir eine Burg werden." Und
er hielt Wort. 1067—1069 erbaute er die Wartburg, die von da
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl_der_Große Karl Ludwigs Meyers Friedrich Friedrich Ludwig_der_Springer Ludwig
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ihn vergeblich um Gerechtigkeit. Seine Frömmigkeit bewies er durch tägliche Kirchenbesuche, durch Verschönerung des Gottesdienstes, durch Ausbreitung des Christenthums und durch Hebung der Volksbildung. Seine Sitten zeigten große Einfachheit. In Jagd und Krieg, Fechten und Reiten, Baden und Schwimmen war er Meister, im Essen und Trinken mäßig; beim Mahl liebte er Saitenspiel und Gesang. Seine Kleidung war vaterländisch und zum Theil von seinen Töchtern verfertigt. Ausländischen Putz hasste er und machte ihn lächerlich. Nur bei feierlichen Gelegenheiten zeigte er die Majestät auch in der Kleidung.
3. Die Sachsenkriege. Die Sachsen zwischen Rhein und Elbe waren noch Heiden und beunruhigten durch ihre räuberischen Einfälle beständig die Grenzen des Frankenreichs. Ihre Stärke lag in ihrer Tapferkeit, Freiheitsliebe und den unwegsamen Wäldern und Sümpfen ihres Landes. Karl beschloss den Kampf gegen sie, um sie dem Christen-thume und seiner Macht zu unterwerfen. Aber 30 Jahre hat der Kampf gedauert. Viel mal gelobten die besiegten Sachsen, so auf dem Reichstage zu Paderborn 777, sich zu unterwerfen, Kirchen und Klöster zu Bauen und sich taufen zu lassen, sobald aber Kart den Rücken wandte und der Schlachtruf ihres unermüdlichen Herzogs Wittekind durch die Gaue scholl, da griffen sie wieder zu den Waffen, tödteten die Priester, zerstörten die Kirchen und brachen die Festen. Als sie einst ein fränkisches Heer treulos niedermetzelten, da nahm Karl in seinem Zorn eine grausame Rache, indem er bei Verden a. d. Aller 4500 gefangene Sachsen enthaupten ließ. Die Folge davon war ein allgemeiner Aufstand der Sachsen, der nur mühsam durch den Sieg an der Haase niedergeworfen wurde. Endlich verzweifelte Wittekind an der Macht der Sachsengötter und ließ sich nebst vielen Edlen taufen. Karl behandelte die Sachsen mit Milde, ließ ihnen ihre alten Gesetze und Freiheiten und Wittekind als Herzog, jedoch unter seiner Oberhoheit. Das Christenthum nahmen sie an, klebten aber im Herzen noch lange am Heidenthume und bezahlten nur widerwillig den Zehnten an die Kirche.
4. Karl's übrige Kriege. Der Papst wurde von dem Longo-bardenkönige bedrängt und rief Karl zu Hülfe. Dieser zog über die Alpen, nahm Pavia durch Hunger, verwies den König ins Kloster und setzte sich die eiserne Krone der Lombarden auf, deren innerer Reif ein Nagel des Kreuzes Christi sein soll. — Als Schirmherr der Christenheit unternahm er einen Zug nach Spanien gegen die Mauren und entriss ihnen das Land bis an den Ebro. Aus dem Heimzuge wurde die Nachhut seines Heeres in den Pässen der Pyrenäen überfallen und niedergemetzelt. Auch Karl's Neffe Roland fiel nach der tapfersten Gegenwehr. — Die räuberischen Avaren an der Donau und Raab bestegte Karl und verfolgte sie bis in ihre Schlupfwinkel. In 7 Zügen durchbrach er ihre 9 Ringe, d. h. Gräben, Wälle und Verhaue, entriss ihnen die zusammengeraubten Schätze und schlug ihr
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Roland Raab Karl Karl
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lehre anfertigen und deutsche Sagen und Heldenlieder sammeln ließ. Handel und Gewerbe förderte er durch gleiches Maß und Gewicht, durch Anlegung von Wegen, Brücken, Kanälen und Handelsplätzen, dre Baukunst durch den Bau von Kirchen, Palästen, Brücken, Leucht-thürmeu und Badeanstalten, die Landwirthschaft durch seine Muster-meiereien, denen er die größte Sorgfalt widmete. — Sein Ruhm erscholl in alle Welt. Der berühmte Kalif Harun al Raschid in Bagdad sandte ihm Geschenke, z. B. eine kunstvolle Wafferuhr und einen gelehrigen Elefanten. Karl schickte dagegen feine Pelze und dressirte Hunde und Pferde.
7. Karl's Tod und Begräbnis 814. Karl weilte am liebsten in Aachen. Dort ließ er seinen einzigen Sohn Ludwig krönen, nachdem er ihn ermahnt, Gott zu fürchten, sein Volk zu lieben, die Armen zu unterstützen, getreue Beamte einzusetzen und sich vor Gott und der Welt unsträflich zu erhalten. Kurze Zeit darauf ward er krank und starb im 70. Lebens- und 46. Regierungsjahre nach Empfang des heil. Abendmahls mit den Worten: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" Sein Leichnam wurde einbalsamirt und im kaiserlichen Schmucke aus einen goldenen Stuhl in einer Gruft des Domes zu Aachen gesetzt. Die Krone auf dem Haupte, das Evangelienbuch auf den Knien, die Pilgertasche an der Hüfte, Szepter und Schild zu Füßen, die Gruft mit Spezerei gefüllt: so fand ihn Kaiser Otto Iii. im Jahre 1000, als er die Gruft öffnen ließ, um sich an dem Anblick des großen Todten zu begeistern.
8. Seine Nachfolger. Ludwig der Fromme war zu schwach für die Regierung eines so gewaltigen Reiches. Die Geistlichen, Die Großen des Reiches und seine eigenen Söhne entwanden ihm die Zügel. Nach einem Leben voll Unruhe, Schmerz und Schmach starb er auf der Flucht vor einem seiner 3 Söhne. Zwischen den Söhnen brach ein Bruderkrieg aus, der 843 mit dem Vertrage zu Verdun endete: Lothar bekam Italien mit der Kaiserwürde, Karl der Kahle Frankreich, Ludwig Deutschland. In dieser Zeit hatte Deutschland unsäglich von den unbändigen Normannen zu leiden. Aus der Nord- und Ostsee kamen sie wie Sturmvögel aus ihren leichten Fahrzeugen in den Flüssen stromauf bis in das Herz Deutschlands. Sie raubten Menschen, Vieh und Waaren und verwüsteten, was sie nicht mit fortschleppen konnten. So plünderten sie Köln und verbrannten Hamburg. An der Elbe und Donau trieben es die Wenden und Ungarn nicht besser. Die Unordnung und das Unglück wuchsen von Jahr zu Jahr, und der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, starb 911 weinend über das Elend des Reiches.
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Extrahierte Personennamen: Harun_al_Raschid Karl Karl Karl Karl Ludwig Ludwig Otto_Iii Otto Ludwig Ludwig Lothar Karl_der_Kahle_Frankreich Karl Ludwig_Deutschland Ludwig Ludwig Ludwig